Geschichte
1906 bis 1969
Am 29. November 1906 wurde das Unternehmen Lancia von Vincenzo Lancia und seinem Freund, dem ehemaligen Fiat-Versuchsfahrer Claudio Fogolin gegründet. Lancia gehört somit zu den ältesten Automobilherstellern. Carlo Biscaretti di Ruffia gestaltete 1911 das erste Lancia-Logo. Es zeigt ein Volant und eine Lanze, da der Name Lancia auf italienisch Lanze bedeutet. Die Nomenklatur der Modelle folgte dem griechischen Alphabet, Varianten wurde ein Di- oder ein Tri- vorangestellt.
Ständig wurden neue Modelle präsentiert, so dass wenige auf große Stückzahlen kamen. Der Wechsel ging auf die zahlreichen Patente zurück, die man stets zur Abgrenzung zur Konkurrenz umsetzte. So verfügte der 1913 vorgestellte Lancia Theta als erstes Auto in Europa über eine elektrische Anlage und war auch das erste Auto mit einem Anlasser und einem beleuchteten Cockpit. Der 1923 vorgestellte Lancia Lambda das erste Fahrzeug mit selbsttragender Karosserie, Einzelradaufhängung und Federbeinen mit hydraulischen Stoßdämpfern. Lancia hatte aufgrund dessen den Ruf die „Marke der Ingenieure“ zu sein.
Wie die meisten italienischen Fahrzeughersteller baute Lancia nicht nur PKW. Die Marke war auch auf dem Sektor der Nutzfahrzeuge eine anerkannte Größe und baute LKW und Busse jeder Art und Größe wie auch Obusse und Militärfahrzeuge. Angeboten wurden zwei Automobil-Baureihen, eine in der Mittelklasse und eine in der Oberklasse, beide zumeist nur als Limousine. Die Gestaltung und die Ausführung der zahlreichen Coupés, Cabriolets, Roadstars etc. wurde externen Karosseriebauern überlassen, mit denen Lancia kooperierte. 1922 fertigte Boneschi Fahrzeuge auf Basis des Lancia Lambda, Pininfarina lieferte 1937 das Aprilia Coupé. Der Vertrieb im deutschsprachigen Raum wurde von 1925 bis 1960 von der Wiener Firma Smoliner&Kratky geführt, die auch ein Lancia Autohaus an der prominenten Wiener Ringstraße (Stubenring) eröffneten.[1]. Im Zweiten Weltkrieg wurde Lancia von der Wehrmacht verpflichtet zeitweise nur LKW zu produzieren.
Den Wachstumsmarkt der einfachen billigen Wagen in Großserie konnte Lancia nach 1945 nicht bedienen. Man setzte weiterhin auf Innovationen, wie etwa Limousinen ohne eine B-Säule im Einstieg. Der erste seriell gefertigte V6-Motor überhaupt wurde ab 1950 im Lancia Aurelia verbaut. Im Vordergrund stand die Laufkultur dieses Motors: Aus 1754 Kubikzentimetern erzielte der Wagen nur 56 PS. Ungewöhnlich war der enge Winkel der Zylinder von 60 Grad. Nicht minder innovativ waren Antrieb und Achsen: Kupplung, Getriebe, Differenzial und Trommelbremsen waren als eine Einheit zwischen den Hinterrädern konstruiert. Zum Einsatz kam hinten auch die erste Schräglenkerachse überhaupt.
Nachdem Lancias Werksfahrer Alberto Ascari bei Testfahrten tödlich verunglückte, verschenkt Lancia seine Formel-1 Abteilung an Ferrari und stellte für 9 Jahre alle Motorsportaktivitäten ein. 1956 wurde Juan Manuel Fangio mit einem Lancia-Ferrari Weltmeister. Gianni Lancia verkaufte im selben Jahr die Mehrheit am Unternehmen an die Italcementi-Gruppe unter Carlo Pesenti. Mit neuem Geld konnten die vielbeachteten Studien Lancia Florida I & II realisiert werden. Sie waren von Pininfarina gestaltet. Am 2. April 1955 wurde Prof. Antonio Fessia (1901–1968), von Fiat abgeworben und zum technischer Direktor bestellt. Dieser inittierte noch zahlreiche Änderungen, unter anderem am neukonstruierten 2.5L V6 Motor. 1957 wurde das Oberklassemodell Lancia Flaminia als Serienmodell vorgestellt.
In der Folgezeit entstanden von den zwei Lancia Baureihen weiterhin auch zahlreiche Varianten als Coupé, Sportwagen, Roadstar, Sportwagen oder Cabriolet bei externen Karosseriebetrieben. So gab es für eine Zielgruppe bis zu drei unterschiedliche Fahrzeuge von Lancia